Es ist in keiner Epoche und in keinem Land schön, wenn jemand ins Gefängnis muss. Wer allerdings im Venedig des 18. Jahrhunderts verurteilt wurde, der hatte es besonders schlecht getroffen; vor allem dann, wenn er als politischer Gefangener verurteilt wurde. Nach der Gerichtsverhandlung ging es sofort ab ins Gefängnis. Verbunden werden die beiden Gebäudeteile des Dogenpalastes durch eine weltberühmte Brücke – die "Ponte dei Sospiri", die Seufzerbrücke. Es dürften oft sicher eher wehklagende Schreie gewesen sein, die dieser Brücke ihren Namen gaben. Das Gefängnis am anderen Ende war berüchtigt und viele Gefangene haben es nie wieder lebend verlassen.
Wenn heute noch viele Reisende dieses Gefängnis besuchen, dann wollen sie vor allem die Bleikammern sehen. Das hat zwei Gründe. Die Bleikammern waren einerseits die brutalsten und unerträglichsten Kerkerzellen, die man sich vorstellen kann. Sie galten als absolut ausbruchsicher, bis der berühmteste Insasse, der jemals dort gelebt hat, dem Dogen das Gegenteil bewies und damit zum Hauptgrund für die heutigen Touristenströme wurde. In einer spektakulären Flucht gelang es Giacomo Casanova, seine Freiheit zurückzuerlangen. Er sollte Venedig danach zwar nicht wiedersehen, aber er hat die Bedingungen seiner Haft nie vergessen. Giacomo Casanova war 1755 wegen Gotteslästerung, Freimaurerei, Magie und – wen wundert‘s – wegen Unzucht verurteilt worden. Er kam in eine Kerkerzelle direkt unter dem Bleidach des Dogenpalastes. Das Dach gab diesen Zellen ihren Namen. Die Kerker waren winzig, noch winziger aber waren die Luftschlitze, über die die Zellen belüftet wurden. Es wurde unerträglich heiß in ihnen und viele Gefangene starben. Giacomo Casanova hat lange gebraucht, bis er seine Erfahrungen in dem Gefängnis und seine spektakuläre Flucht verarbeitet hatte. Ein ganzes Jahr blieb er in seiner Zelle, bevor er ausbrechen konnte und sein unstetes (Liebes)-Leben quer durch Europas Herrscherhäuser und Betten begann. In seinem Buch "Meine Flucht aus den Bleikammern" hat er viele Jahre später seine Erinnerungen an diese Zeit festgehalten.
Wer den Gefängnistrakt des Dogenpalastes besucht, der sollte allerdings auch einen Blick auf die sogenannten "Pozzi" werfen. Das sind 19 Kerkerzellen aus istrischen Steinblöcken, die nicht so heiß wurden wie die Bleikammern, dafür aber anderes Ungemach in petto hatten. Sie standen oft bei "aqua alta", dem legendären Hochwasser der Lagunenstadt, bis zur Pritsche unter Wasser. Dagegen nehmen sich dann die Zellen des neuen Gefängnisses, das 1610 fertiggestellt wurde und ebenfalls besichtigt werden kann, schon fast human aus.
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