Insel Giudecca

Die Insel Giudecca liegt nur ein paar Minuten Fahrtzeit mit dem Vaporetto vom Markusplatz entfernt im Süden Venedigs. Es gibt viele gute Gründe, die Insel auf keinen Fall auszulassen, wenn man Venedig besucht. Einer der besten liegt auf der Hand – es ist der Blick auf die berühmtesten Gebäude der Stadt. Nirgendwo sonst hat man eine solche Aussicht auf den Dogenpalast, den Markusplatz, die Votivkirche Santa Maria della Salute und die Einfahrt zum Canale Grande.

Wer sich fürs Erste sattgesehen hat, der kehrt dem Bacino den Rücken und erkundet die Insel selbst. Sie ist klein, misst nur rund zwei Kilometer in der Länge und etwa 300 Meter in der Breite. Für diese überschaubare Fläche hat La Giudecca Erstaunliches zu bieten und ganz nebenbei ist sie auch noch mehrfach in die deutsche Literatur eingegangen. Das imposanteste Gebäude der Insel ist zweifelsohne "Il Redentore". Der Architekt dieses ausgewogenen Bauwerks ist kein Geringerer als Andrea Palladio, der im 16. Jahrhundert mit den Arbeiten begann. Genau wie die Kirche "Santa Mara della Salute" gegenüber ist auch "Il Redentore" eine Votivkirche, die das Ende einer Pestepidemie markiert. Zudem findet man auf La Giudecca mit Sant' Eufemia eine der ältesten Kirchen Venedigs; sie datiert ins 9. Jahrhundert zurück. Die dritte im sakralen Bunde ist die Chiesa delle Zitelle.

Die Insel hat aber auch einiges an weltlichen Attraktionen zu bieten. An ihrem westlichen Ende findet man zum Beispiel ein großes Gebäude im neugotischen Stil, das bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die größte Nudelfabrik Italiens – die "Molino Stucky" – beherbergt hat. Für die Erweiterungen dieses Ziegelbaus war übrigens ein deutscher Architekt verpflichtet worden, der Hannoveraner Ernst Wullekopf. In der Nachkriegszeit stand das Gebäude dann lange leer und verfiel zunehmend. Nach einer Übergangszeit, in der es als Ausstellungsraum genutzt wurde und zwischendurch auch mal einen Brand zu verkraften hatte, ist es heute ein Hotel, das zu einer internationalen Kette gehört. Nicht weit davon entfernt gibt es ein Filmstudio, in dem bis heute fleißig gedreht wird.

So klein sie auch sein mag, in der deutschen Literatur ist die Insel Giudecca groß rausgekommen. Sie wird bei Goethe und Schiller ebenso erwähnt wie bei Theodor Fontane, E.T.A. Hoffmann und Hugo von Hofmannsthal. Ihr berühmtester Bewohner war Michelangelo, der hier drei Jahre lang eine Art freiwilliges Exil verlebte.

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