Wie lebte es sich am Oberrhein vor der Industrialisierung? Das Écomusée d’Alsace im französischen Elsass gibt darüber anschaulich anhand von 72 Gebäuden Auskunft, die größtenteils an anderen Orten im Elsass sorgfältig ab und im Écomusée d’Alsace Stein für Stein und Holzbalken für Holzbalken wieder aufgebaut wurden.
Eigentlich waren sie für den Abriss bestimmt. Uralte Fachwerkhäuser aus den unzähligen kleinen Dörfern und Siedlungen im Elsass. Im Jahr 1971 gründete eine Gruppe von Architektur- und Geschichtsstudenten den Verein Maisons Paysannes d'Alsace, um sich dem Erhalt und dem Schutz dieser Bauwerke zu widmen. Zuerst wurden alte Häuser vor Ort restauriert, doch das war nicht immer möglich, also kam die Idee auf, ein Freilichtmuseum zu gründen, in dem die Häuser wieder aufgebaut werden konnten. Im Jahr 1980 war ein passender Platz gefunden, etwa in der Mitte zwischen Mulhouse und Colmar gelegen und rund 60 Kilometer von Freiburg im Breisgau entfernt. Heute lassen sich im Écomusée d’Alsace, was übersetzt Elsässer Ökomuseum bedeutet, die verschiedensten Gebäude aus unterschiedlichen Epochen des Elsass von außen wie von innen betrachten.
Da steht zum Beispiel ein trutziger Wehrturm aus dem 15. Jahrhundert, der einst zum Festungswall der Stadt Mulhouse gehörte. Das Freilichtmuseum liegt an einem Fluss, was dazu führte, das die Vereinsmitglieder aus zwei alten Sägewerken eines machten, das von einem mächtigen Wasserrad angetrieben wird. Aus dem 18. Jahrhundert stammt die Töpferwerkstatt, einstmals in Soufflenheim angesiedelt. Komplette Bauernhöfe genauso wie kleine Katen von Tagelöhnern gehören ebenso dazu und machen das Écomusée d’Alsace zu einem Ort, in dem die Vergangenheit lebt, denn alle Gebäude sind mit Leben erfüllt. Es gibt Kühe, Esel, Enten und Hühner. Die zahlreichen Vereinsmitglieder, die das Projekt am Leben erhalten, kleiden sich entsprechend der jeweiligen Epochen und sie verrichten die Arbeiten der damaligen Zeiten mit den Werkzeugen, die früher zur Verfügung standen.
Das Freilichtmuseum ist keineswegs nur auf die Vergangenheit fixiert. Im Jahr 2015 fiel der Startschuss für das neue Museumsviertel „Wohnen im 21. Jahrhundert im Elsass“. Natürlich geht es auch hier um Fachwerk, das als Konstruktionsmittel im Elsass eine sehr lange Tradition besitzt. Dass sich Fachwerk durchaus mit moderner Architektur verträgt und dabei eine hohe Nachhaltigkeit beweist, zeigt sich unter anderem an einem Fachwerkhaus, bei dem auch Besucher Hand anlegen dürfen.
Was aber neben alten Fachwerkhäusern im Écomusée d’Alsace bewahrt wird, und zwar diesmal vor der Moderne, das sind alte Handwerksberufe. Hier können die Besucher Handwerkern zusehen, die es im öffentlichen Leben kaum mehr oder überhaupt nicht mehr gibt. Etwa den Stellmacher, der früher die Karren für die Bauern herstellte. Der Schuster, der noch selbst Schuhe und Stiefel anfertigt oder Schmied, der das glühende Eisen formt. Fischer, Töpfer, Korbmacher, Küfer und Sattler, all diese alten Handwerke sind im Écomusée d’Alsace zu beobachten. Das Freilichtmuseum ist nicht nur für Familien ein lohnendes Ausflugsziel.
Das Écomusée d’Alsace ist vom 1. Juli bis zum 1. November von 11 Uhr morgens bis 19 Uhr beziehungsweise vom 28. September bis zum 1. November bis 18 Uhr geöffnet. Montag ist Ruhetag.
Erwachsene zahlen für die Tageskarte 15 Euro, ermäßigt 13 Euro. Kinder bis 4 Jahre sind frei, von 4 bis 17 Jahre kostet es 10 Euro.
September 2020
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