Der Palmengarten, Frankfurts Südpalast der Pflanzen-Exotik

Der gigantische Kosmos der tropischen und subtropischen Pflanzenwelt findet sich komprimiert im Frankfurter Palmengarten und dies nun schon seit fast 150 Jahren.

Die warmen Gefilde dieser Erde locken uns an kühle Temperaturen gewohnten Mittel- und Nordeuropäer schon immer und keineswegs erst mit Goethes Italienreise. Der tropische Gürtel der Erde erstreckt sich vom 30. nördlichen Breitengrad bis zum 30. südlichen Breitengrad, wobei dies eine Festlegung ist, die sich aus den Ursprüngen der Seefahrtsnavigation ergab. Tatsächlich sind die Übergänge in die tropische Zone fließend und abhängig von der Geografie und den jeweiligen Wetter-Verhältnissen. Sicher jedoch finden sich innerhalb dieser 60 Breitengrade mit Abstand die meisten Pflanzenarten dieser Welt. Die Dschungelgebiete Südamerikas, Afrikas und Asiens gehören genauso dazu wie große Wüsten und Gebirgsregionen. Der tropikale Gürtel umfasst so eine Vielzahl von Klimazonen mit jeweils eigener Flora und genau diese werden im verkleinerten Maßstab im Frankfurter Palmengarten nachgebildet.

Der Palmengarten – einst dem Adel abgekauft

Als das Herzogtum Hessen-Nassau im Jahr 1866 von den Preußen annektiert wurde, kam der damalige Herzog Adolf von Nassau in Geldnöte. Um das Problem zu lösen, verkaufte der Herzog seine Wintergärten, die damals noch zu seiner Residenz Schloss Biebrich gehörten, an eine Frankfurter Bürgerinitiative, die damit den Palmengarten in Frankfurt begründeten. Am 16. März 1871 öffnete so der Palmengarten seine Tore für das Publikum.

Aus den ursprünglichen sieben Hektar und dem ersten Palmenhaus wurden im Laufe der Jahrzehnte 22 Hektar. Direkt an den Palmengarten schließen sich zudem der botanische Garten wie auch der Grüneburgpark an, womit sich eine florale Welt in der Größe von fast 60 Hektar ergibt. Das entspricht einer quadratischen Fläche mit je 6 km Seitenlänge und dies mitten in der Stadt Frankfurt. Die Bankenmetropole mit ihren knapp 700.000 Einwohnern besitzt eine bemerkenswert große grüne Lunge.

Buffalo Bill und Clara Schumann waren Gäste des Palmengartens

Im 19. Jahrhundert war das riesige Glashaus oder besser der Glaspalast mit seinen Palmen und Kakteen nur eine von mehreren Attraktionen des Palmengartens. Hier gab es eine der ersten Schlittschuhbahnen der Welt, auf der sich auch die Komponistin Clara Schumann regelmäßig vergnügte. Im Jahr 1890 trat hier zusammen mit 200 Komparsen die amerikanische Westernlegende Buffalo Bill mit seiner Show auf. Doch der Palmengarten sah nicht nur glänzende Jahre. In der großen Weltwirtschaftskrise durch den 1929 ausgelösten Börsencrash wurde der Palmengarten über Jahre zum Gemüsebeet der Stadt Frankfurt und nach dem Zweiten Weltkrieg war er bis 1953 zumindest teilweise Sperrgebiet der US-Armee.

Heute ist der Palmengarten eine einzigartige Ausstellung der tropischen Welt auf dem kühlen 50. nördlichen Breitengrad. Aufgeteilt in insgesamt 11 Bereiche findet der Besucher hier den Regenwald genauso wie Wüstenkakteen, Bambushaine, ein Blütenhaus, Steingärten, Steppenwiesen, einen großen Sukkulentengarten, ja sogar die Flora der Subantarktik und natürlich das immerwährende Wahrzeichen, das großartige Palmenhaus. Die größte Pracht entfaltet die Anlage natürlich im Frühling und im Frühsommer, wenn auch in den Außenanlagen alles blüht und grünt. Doch der Palmengarten ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert, etwa dann, wenn es draußen friert und das Eintauchen in die tropische Wärme des Gewächshauses mit all seinen Düften und dem satten Grün der Pflanzen eine angenehme Abwechslung zum Grau eines deutschen Wintertages darstellt.

April 2020



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