Stausee Lipno in Tschechien

Das „bömische Meer“, der Stausee Lipno, ist zu jeder Jahreszeit ein attraktives Ziel für Erholungssuchende

Wenn für die Weihnachtsferien keine neuen Ziele in Sicht und die bisherigen Destinationen langweilig werden, warum dann nicht einmal dorthin, wo „noch“ nicht so viele Touristen zu erwarten sind, das Angebot sich aber durchaus sehen lassen kann und dazu noch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis besteht.

Obwohl die politische Wende zwischen den Ost- und Westblöcken nun schon vor fast 30 Jahren stattfand, rücken die „neuen“ Nachbarn Polen und Tschechien nicht so richtig in das Blickfeld der reiselustigen Deutschen, obwohl beide Länder vieles mit der Bundesrepublik verbindet. Zu diesen eher noch unbekannten Perlen gehört zum Beispiel der Stausee Lipno im Dreiländereck Tschechien, Österreich und Deutschland. Mitten im landschaftlich wunderschönen Böhmerwald gelegen, bietet das Naherholungsgebiet rund um und natürlich auch auf dem See eine große Vielfalt, ob nun Sommers oder Winters. Dazu gehört sogar die Insel Taiwan.

Stausee Lipno, von Wäldern, Radwegen und Elchen

Im Jahr 1959 wurde nach siebenjähriger Bauzeit die Staumauer Lipno mit integriertem Kraftwerk in Betrieb genommen. Hinter der teils betonierten und teils nur aufgeschütteten Mauer bildete sich aus dem Fluss Moldau ein 42 km langer und im Durchschnitt 5 km breiter Stausee. Zu Zeiten der tschechoslowakischen Republik war dieser See einer der beliebtesten Reiseziele für Tschechen und Slowaken, aber auch für Polen. Nach der Wende hatten die nun freien Bürger erst einmal andere Reisepläne, die weiter westlich lagen und überwiegend nur per Flugzeug zu erreichen waren.

Der zeitweise in Vergessenheit geratene Stausee erfuhr in den letzten Jahren eine grundlegende Erneuerung und zeigt sich inzwischen für moderne touristische Ansprüche gewappnet, er besitzt aber zugleich den Charme von etwas noch Unentdecktem. Dies vor allem aufgrund der großen Waldgebiete, die direkt an den Radweg anschließen, der rund um den See führt. Hier finden sich mitunter kapitale Elche ein, um am Ufer zu trinken und wer so viel Natur nicht nur vom Fahrrad aus oder als Wanderer erleben möchte, kann sich auch eine Hütte mitten im Wald mieten. Davon abgesehen bieten sich am See weitere Freizeitattraktionen an, etwa ein Abenteuerpark, ein Aussichtsturm, Hochseilgarten und auch für Ski- und Rodelfreunde gibt es zur Winterszeit Angebote. Passionierte Angler sind am Lipno-Stausee besonders gut aufgehoben, speziell auf der Insel Taiwan. Eigentlich ist es ein unbewohntes Inselchen mitten im See und wird auf Tschechisch Taivan geschrieben. Per Ruderboot kann vom Festlandufer aus übergesetzt werden und vielleicht geht dann ein großer Zander, ein Barsch, ein Hecht, ein Karpfen oder ein Wels an den Köder, wobei es vom letzteren über zwei Meter lange Exemplare im See gibt. Es geht hierbei übrigens nur um Sportfischerei. Jeder gefangene Fisch wird wieder freigelassen.

Segelrevier Stausee Lipno

Sehr angenehm ist auch, dass auf dem gesamten Stausee mit seiner Fläche von 4650 Hektar nur zehn Motorboote erlaubt sind, und zwar für die Polizei, Rettungskräfte, ein paar Berufsfischer und als Fähren. Alle anderen müssen oder dürfen Rudern oder Segeln. Der See war in der Vergangenheit bereits Austragungsort für nationale wie internationale Meisterschaften im Rafting und Kanuslalom. Es gab sogar mal eine Bewerbung für die olympischen Sommerspiele 2020, bei denen der Lipno-Stausee als Austragungsort für die Segelwettbewerbe dienen sollte. Dann fehlte Prag jedoch das Geld dafür und die Anwohner des Lipnosees atmeten hörbar auf. Inzwischen ist hinreichend bekannt, welche negativen Folgen es haben kann, einmal olympischer Austragungsort gewesen zu sein. Der Lipno-Stausee in Tschechien ist ganz ohne Olympia wesentlich sympathischer.

Dezember 2019

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