Sondengänger sind Hobbyschatzsucher in Deutschland. Eine faszinierende Freizeitbeschäftigung, jedoch mit strengen Regeln.
Nicht immer muss ein interessanter Ort in Deutschland als touristische Attraktion bestehen. Vielmehr gibt es in Deutschland, aber auch in den EU-Nachbarländern noch heute, im Jahr 2019, eine Menge Orte, die faszinierende Geschichten erzählen könnten, wenn sie denn entdeckt oder wieder entdeckt würden.
Aktuell beschäftigen sich in Deutschland rund 10.000 Menschen mit dem Hobby des Sondengängers. Vereinfacht ausgedrückt wird hierbei der Boden mit einem Metalldetektor abgesucht, in der Hoffnung, auf einen mehr oder weniger wertvollen Gegenstand zu stoßen. Wer nun denkt, dass im Kulturland Deutschland doch längst alles abgegrast ist, der täuscht sich. Sicher gibt es hierzulande kaum ein Feld oder einen Wald, dass oder der nicht von Menschenhand angelegt ist, aber Bepflanzungen sind oberflächlich. Auch ein heute hundertjähriger Baum war früher nur ein kleiner Setzling. Was tiefer darunter legt, weiß niemand.
In der Mitte Europas gelegen, war das Gebiet des heutigen Deutschlands der Schauplatz unzähliger Auseinandersetzungen, aber auch uraltes Siedlungsgebiet. Es gab Dörfer, die längst wieder vom Erdboden verschwunden sind. Festungsanlagen und natürlich Schlachtfelder, die wohl ergiebigste Quelle für Sondengänger. Germanen, Alemannen, Kelten, Westgoten, Angelsachsen, Römer und weitere Völker zogen hier durch oder blieben für immer. Dazu kommen im späteren Mittelalter sowie der Neuzeit die Kriege der Preußen, der Habsburger, der dreißigjährige Krieg, der spanische Erbfolgekrieg, der nicht in Spanien, sondern am Niederrhein stattfand und noch unzählige mehr. Immerhin sind es weit über 2000 Jahre Geschichte, von der hier gesprochen wird. Nach wie vor liegen tief im Erdreich vergraben die Hinterlassenschaften von Soldaten, Händlern oder Siedlern. Dass es noch viel zu finden gibt, zeigt sich daran, was jedes Jahr nur aus der neueren Geschichte gefunden wird. Allerdings sind dies sehr gefährliche Funde. Noch heute, 74 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, buddeln die Räumkommandos jedes Jahr rund 5500 Bomben-Blindgänger aus der Erde. Das wird so nach Schätzungen auch die nächsten 15 Jahre weitergehen.
Es ist in der Regel nicht der berühmte Goldschatz. Sondengänger müssen sich meist mit Alltagsgegenständen begnügen und leider auch allzu oft mit Coladosen oder Flaschenverschlüssen. Hinzu kommt die oft restriktive Denkweise der regionalen Denkmalbehörden, bei denen einige dabei sind, die das Sondengehen am liebsten ganz verbieten würden. Auf der anderen Seite sind die Behörden personaltechnisch gar nicht in der Lage, selbst die Suche flächendeckend vorzunehmen und so mancher bedeutender Fund, der Aufklärung über geschichtliche Sachverhalte gab, wurde erst von Sondengängern entdeckt.
Wer sich selbst auf die Suche nach Schätzen aus der Vergangenheit machen will, braucht zunächst eine passende Ausrüstung. Etwa einen Metalldetektor, wobei es hier große Unterschiede gibt, die sich natürlich im Preis bemerkbar machen. Preiswerte Geräte, ab etwa 80 Euro, dringen nicht sehr tief ins Erdreich ein und sind bestenfalls für die Suche am Strand interessant. Bessere Geräte, ab etwa 300 Euro, finden Metalle unterschiedlichster Art auch in größeren Tiefen. Auch ein GPS-Gerät ist wichtig, um die Fundposition genau festzuhalten, denn bestimmte gefundene Gegenstände (Kulturdenkmäler) sind automatisch Eigentum des Landes und müssen dem Denkmalamt übergeben werden. Andernfalls ist es eine Fundunterschlagung.
Es kommt auf das Bundesland an. In Baden-Württemberg ist es zum Beispiel aussichtslos, überhaupt eine Genehmigung zu beantragen. In Nordrhein-Westfalen hingegen kooperieren die Denkmalämter mit den privaten Sondengängern.
Wer sich vorab über die Gesetzeslage informiert und alle Vorgaben einhält, kann sich auf die Suche nach Schätzen der Vergangenheit direkt vor der eigenen Haustür machen.
Juni 2019
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