Am 28. Februar beginnt in diesem Jahr in vielen Teilen Deutschlands die fünfte Jahreszeit. Im Rheinland wird dieser Donnerstag als Altweiberfastnacht bezeichnet. Im Südwesten von Baden-Württemberg und der angrenzenden Nordschweiz ist es der „schmotzige Dunschtig“. Ein wahrer Brennpunkt der alemannischen Fastnacht ist hierbei die Stadt Rottweil, die zugleich die älteste Stadt Baden-Württembergs ist.
Wer bei „schmotziger Dunschtig“ an Schmutz denkt, liegt nicht ganz falsch, aber auch nicht richtig. Eigentlich ist „Schmotz“ ein alter Begriff für Fett. Der Ursprung für die Namensgebung des ersten Tages der Fastnet findet sich in der Religion. Der Donnerstag vor Aschermittwoch, dem Beginn der vorösterlichen Fastenzeit, war der letztmögliche Termin für Schlachtungen, bei denen bekanntlich viel tierisches Fett anfällt. Diese sechs Tage vor der Fastenzeit waren zugleich die letzten Tage, an denen so richtig geschlemmt und gefeiert werden durfte. Am darauf folgenden Mittwoch pünktlich um 24 Uhr beginnt die Fastenzeit. Noch heute gilt in den überwiegend katholischen Gemeinden Südbadens ab diesem Zeitpunkt zumindest für den Aschermittwoch ein Tanz- und Musikverbot in Lokalen und Diskotheken.
Fasnet | ©: S.Külcü - Fotolia
Auch in Rottweil ist dies so, doch zuvor wird ordentlich gefeiert. Das fängt am schmotzigen Dunschtig schon sehr früh mit Umzügen durch die Stadt an. Die örtlichen Narrenvereine, aber auch die Musikkapellen sind oft schon ab 5 Uhr morgens mit Musik unterwegs und rufen die Fastnachtszeit aus. Der Höhepunkt ist die symbolische Übergabe der Macht im Rathaus, die für diese Tage vom Bürgermeister auf das fastnächtliche Dreigestirn übergeht. Ihren Höhepunkt erlebt die Rottweiler Fasnet am Fastnetsmontag, im Jahr 2019 ist dies der 4. März. Der sogenannte Rottweiler Narrensprung ist ein Umzug durch die Stadt, an dem rund 3000 Narren und Närrinnen beteiligt sind. Etwa 20.000 Besucher finden sich jedes Jahr zu diesem Spektakel ein. Wohl auch deshalb, weil im Anschluss an den Umzug das Narrentreiben mit einer ausgelassenen Straßenfastnacht erst so richtig losgeht.
Der Stadtkern von Rottweil besitzt eine wohl einzigartige mittelalterliche Architektur, wobei die Geschichte der 25.000 Einwohner zählenden Stadt auf den römischen Kaiser Vespasian zurückgeht. Der gründete im 1. Jahrhundert an gleicher Stelle die Siedlung Arae Flaviae, die zu einer der größten römischen Städte in Südwestdeutschland heranwuchs. Erst im 8. Jahrhundert erhielt die Stadt die Bezeichnung Rotuvilla, aus der dann der heutige Stadtname Rottweil entstand.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde Rottweil zu einem Zentrum des Viehhandels im Südwesten Deutschlands. Viehherden, aus Schweinen, Kühen und Ochsen bestehend, fanden ihren Weg aus der näheren und weiteren Umgebung nach Rottweil und mussten beschützt werden. Daraus entwickelte sich eine besondere Rasse eines Schutzhundes, der schon im späten Mittelalter als Rottweiler bezeichnet wurde, da er in und um die Stadt häufig vorkam.
Doch Rottweil ist keineswegs nur der Vergangenheit, kräftigen Schutzhunden und festlichen Bräuchen verfallen. Die Stadt kann etwas aufweisen, was zwar auch in Berlin mit dem Alex und dem Funkturm oder in Frankfurt mit dem Maintower zu finden ist, jedoch nicht so hoch. Im Jahr 2017 wurde ein Testturm für Aufzüge von der Firma Thyssenkrupp in Rottweil eingeweiht. Dieser 246 m hohe Turm besitzt auf 232 m eine Aussichtsplattform, die höher liegt als alle anderen Plattformen dieser Art in ganz Deutschland. Sie gewährt einen Rundblick über Rottweil und die schwäbisch-allemanische Kulturlandschaft, die durch sanfte Hügel geprägt ist.
Vom nördlich gelegenen Stuttgart wie von Bodensee im Süden ist Rottweil über die A81 erreichbar, die unmittelbar an der Stadtgrenze vorbeiführt. Wer sich den Narrensprung am Fasnetsmontag in Rottweil nicht entgehen lassen möchte und dabei zugleich den vortrefflichen Wein wie auch das Bier der Region genießen will, sollte auf das Auto verzichten und einfach mit der Bahn anreisen. Die Stadt ist ein Eisenbahnknoten, in dem sogar die Intercityzüge von und nach Zürich halten. Von Stuttgart aus ist Rottweil stündlich mit der Regionalbahn erreichbar. In der Stadt selbst sorgen 13 Buslinien für einen gut ausgebauten Personennahverkehr.
Speziell am schmotzigen Dunschtig, dem Fasnetmontag und dem Fasnetdienstag lohnt es sich früh anzureisen, um sich zum Beispiel einen guten Platz für den Umzug zu sichern.
Februar 2019
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