Matera | ©: Dieter Schütz - pixelio.de
Es ist eine eher karge, bergige Landschaft, in der im Sommer die Hitze des südlichen Italiens glüht und im Winter kalte Winde für frostige Nächte sorgen. In Carlo Levis berühmtem Buch: „Christus kam nur bis Eboli“ wird die Not und die Ärmlichkeit dieser Gegend während des Zweiten Weltkrieges beschrieben. Trotzdem oder vielleicht genau wegen der Umstände gilt Matera, die Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2019, zugleich als die älteste Stadt der Welt.
Auf einer Höhe von rund 400 m ü. d. M. liegt die Stadt Matera mit heute rund 60.000 Einwohnern. Der Grund, warum sie als älteste Stadt der Welt gilt, liegt in den Stadtteilen Sasso Barisano und Sasso Caveosa verborgen. Hier trifft der Besucher nicht etwa auf historische Ziegel- oder Holzbauten, sondern auf Höhlensiedlungen, die noch bis in die 1960er-Jahre bewohnt waren. Es ist archäologisch nachgewiesen, dass diese Höhlen seit der Jungsteinzeit durchgehend besiedelt wurden.
Nun gibt es auf der ganzen Welt Nachweise für Siedlungen der Jungsteinzeit, nur eben nicht von so dauerhafter Art. Während etwa Pfahlbauten und Holzhütten im Laufe der Jahrtausende aufgebaut, eine zeit lang bewirtschaftet und dann entweder wieder aufgegeben wurden oder kriegerischen Akten zum Opfer fielen, bestanden die Höhlen von Matera fortwährend. Ihre durchgehende Besiedlung steht in direktem Zusammenhang mit ihrer Lage. In Steilhänge eingelassen, waren sie für potenzielle Räuber oder Eroberer ein recht mühsam zu erreichendes Ziel, bei dem es zudem kaum etwas zu holen gab. Ein durchaus kriegerisches Wesen der Bewohner unterstützte die fast uneinnehmbare „Wohnlage“. Als zu Anfang des 16. Jahrhunderts der Graf Giancarlo Tramontana in der Nähe Materas eine Burg baute und von dort aus die Bewohner der Stadt mit hohen Abgaben belegte, wurde er kurzerhand beim Kirchgang umgebracht.
Weinbau und Handel waren und sind die wirtschaftliche Grundlage der Stadt, wobei heute an Stelle des Handels eher der Tourismus getreten ist. Der Weinbau blüht jedoch wie eh und je. Zudem zählen die Höhlenwohnungen Materas seit dem Jahr 1993 zum UNSECO Weltkulturerbe. Matera liegt in der Nähe einer uralten Handelsroute, die den Südosten Italiens erschließt. Von Norden kommend mussten Händler, die nach Tarent oder Brindisi wollten, an der Stadt vorbei. Diese bot den Kaufleuten Schutz und der war in dieser Gegend über viele Jahrhunderte dringend notwendig.
Matera | ©: Walter Frehner - pixelio.de
Im Laufe der langen Zeit hat sich um die Höhlenwohnungen eine Stadt gebildet, deren Häuser aus dem rötlichen Sandstein der Gegend erbaut wurden. Natürlich haben längst auch Beton und Stahl Einzug gehalten, jedoch nicht im Altstadtkern. Hier wird sorgfältig darauf geachtet, dass die historische Bausubstanz erhalten bleibt.
Matera ist über die Staatsstraßen SS 7 und SS 99 gut erreichbar und sogar eine Bahnstrecke führt hierher, jedoch nur von Osten, von Bari kommend. Wer die Stadt per Flugzeug erreichen möchte, landet am besten in Bari und legt die 50 Kilometer bis Matera mit dem Leihwagen oder eben mit dem Zug zurück. Von München aus dauert der Flug nach Bari 1 Stunde und 35 Minuten. Wer die ganze Strecke mit dem Wagen bewältigen möchte, muss, wiederum von München aus und ohne Pausen, gut 13 Stunden einplanen.
Dank des blühenden Tourismus gibt es in der Stadt zahlreiche Hotels mit einer großen Preisspanne, die von etwa 35 Euro bis über 200 Euro pro Nacht reicht. Wahlweise kann der Aufenthalt in der Kulturhauptstadt 2019 auch mit einem Badeurlaub in der Küstenstadt Bari während des Sommerurlaubs kombiniert werden.
Für die Besucher zeigt sich Matera in einem pittoresken Bild und die gepflasterten, teils recht steilen Gassen und Straßen erinnern an andere mittelalterliche Städte wie etwa Jerusalem. Nicht umsonst wählte Mel Gibson Matera als Drehort für seinen umstrittenen Film „Die Passion Christi“. Obwohl sich die unübersehbaren Zeichen des Tourismus in Form von Pizzerien und Eisdielen längst auch in Matera breit machen, ist die Stadt nicht von Touristenmassen überlaufen. Zumindest bisher nicht. Die Stadtoberen rechnen vor allem in den Sommermonaten aufgrund des Titels der Kulturhauptstadt mit einer Verdoppelung der Besucherzahlen. Vielleicht sollte bereits der Osterurlaub genutzt werden, um die älteste Stadt der Welt kennenzulernen, ohne im Gedränge unterzugehen.
Februar 2019
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