"Tätowierer und Tätowierte"

Eine große Ausstellung zum Thema Tätowierungen ist im Musée du Quai Branly in Paris noch bis zum 18. Oktober zu sehen. Die Sammlung zeigt rund 300 historische und zeitgenössische Tätowierungen, darunter auch Entwürfe, die speziell für die Ausstellung angefertigt wurden. Damit erleben die Besucher einen umfassenden Einblick in diese Form der Körperkunst. Auch berühmte Tätowierer wie der US-Amerikaner Jack Rudy oder der Franzose Tin-Tin sind mit ihren Werken vertreten. Zwar nimmt die Geschichte der Tätowierung einen großen Stellenraum in der Ausstellung ein, jedoch wird auch die Tätowierung als künstlerische Ausstellungsform ausführlich vorgestellt.

Vom Ritus zum Kult

Weil Hinweise auf Tätowierungen bei nahezu allen Naturvölkern weltweit gefunden wurden, gehen die Historiker davon aus, dass sich das Tätowieren nahezu überall eigenständig entwickelt hat. Die ältesten Spuren von Tätowierungen wurden auf Mumien im nördlichen Chile gefunden, aber auch die Gletscher-Mumie Ötzi wurde von Tätowierungen geschmückt.

Genutzt wurde diese Form des Körperschmucks auf vielfältige Weise. Zum einen diente das Zeichen auf der Haut als Symbol der Stammeszugehörigkeit, Tätowierungen wurden aber auch in Zusammenhang mit rituellen oder sakralen Zwecken verwendet. In Bosnien war es beispielsweise üblich, katholische Mädchen zu tätowieren, um zu verhindern, dass sie zum Islam konvertieren. Auch einzelne christliche Gruppen ließen sich tätowieren. Bekannt sind hier etwa die sogenannten Pilgertätowierungen, die bis zum Ersten Weltkrieg in Jerusalem angefertigt wurden.

In der modernen westlichen Welt waren Tätowierungen lange Zeit geächtet und wurden ausschließlich von gesellschaftlichen Randgruppen getragen. Bekannt sind etwa die Knasttätowierungen, mit welchen die Zugehörigkeit zu einer Gang oder eine Rangordnung für Eingeweihte kenntlich gemacht wurden. Aber auch in der Rocker- und Punkszene werden seit jeher Tätowierungen getragen, hier zeigen sie ebenfalls die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder wurden bewusst als Zeichen des Protests getragen. Erst seitdem diese Subkulturen gesellschaftsfähig wurden, werden auch Tätowierungen akzeptiert und sogar als modisches Accessoire genutzt.

September 2014



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